Wenn zwei sich streiten, freut sich das Kind nicht

Trennung, Scheidung, Sorgerechts- und Umgangsstreit, damit ist der Allgemeine Soziale Dienst im Jugendamt des Landkreises Rastatt im Alltag vielfach beschäftigt. Dabei geht es häufig darum, den Blick der Eltern wieder auf die Bedürfnisse der gemeinsamen Kinder zu lenken.

Auf Elternseite liegen bei einer gescheiterten Beziehung und Trennung oft Enttäuschung, Wut, Verlustängste und nicht aufgearbeitete Konflikte vor. „Eltern sehen sich nicht mehr als Verantwortungsgemeinschaft für ihre Kinder, sondern häufig als Konkurrenten um die Gunst der Kinder oder Themen wie zum Beispiel die Unterhaltszahlungen und -ansprüche stehen im Vordergrund“, erklärt Helmut Neumann, Leiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes Rastatt-Umland. Nur zu oft werden die Kinder dann zu Streitobjekten. Die Bedürfnisse der Kinder geraten ins Abseits. Selten erfolgt eine Trennung einvernehmlich, sondern die Initiative geht von einem Elternteil aus. Jeder ist dann erstmals damit beschäftigt, wieder Halt und Orientierung zu finden und sich neu zu strukturieren und zu organisieren.

Wer kann da noch ein ausreichendes Augenmerk auf die Kinder haben? Die betroffenen Kinder haben meistens schon viel Streit oder Auseinandersetzungen der Eltern vor der Trennung erlebt und sind verunsichert. Wenn es zur Trennung kommt, ist ein Elternteil oft plötzlich nicht mehr täglich präsent oder es kommt zum Umzug aus dem bisherigen gemeinsamen Zuhause und dem gewohnten Umfeld. „Wenn es keinen Austausch zwischen den Eltern gibt, werden die Kinder zu Informationsübermittlern und bekommen Verantwortungen aufgebürdet, denen sie nicht gewachsen sind und die sie nur zu oft überfordern“, stellt der Allgemeine Soziale Dienst immer wieder fest. Die Folgen sind unterschiedlich, aber selten unproblematisch.

Wenn der Streit der Eltern auch nach der Trennung nicht aufhört, geraten die Kinder in Loyalitätskonflikte, die auch Auswirkungen auf die Beziehung zum jeweiligen Elternteil haben. Manchmal entscheiden sich die Kinder für eine der beiden Seiten, um nicht ständig dem Konflikt ausgesetzt zu sein. Dies kann als eine Art Schutzmechanismus von Kindern gesehen werden. Manchmal kann es so weit gehen, dass es in der Folge zu einem gänzlichen Kontaktstillstand zu einem Elternteil kommt und die Kinder damit einen Beziehungsabbruch erleben. Am gravierendsten sind aber die „Lerneffekte“ für die Bewältigung von eigenen Konflikten in späteren Beziehungen.

Was kann helfen? Eine möglichst frühzeitige gemeinsame Beratung, wie sie beim Allgemeinen Sozialen Dienst oder der Psychologischen Beratungsstelle des Landkreises Rastatt angeboten wird. Die Fachkräfte können Eltern darin bestärken, trotz der bestehenden Paarkonflikte wieder die Bedürfnisse ihrer Kinder zu sehen und verantwortungsbewusste Lösungen zu finden. Die Trennung bleibt für alle ein schmerzhafter Prozess, aber es kann daraus ein konstruktiver Weg entstehen zur Krisenbewältigung. „Dann können auch die Kinder für ihren eigenen Lebensweg etwas lernen und vor allem weiterhin Sicherheit erfahren“, betonen die Fachkräfte des Jugendamtes.

Kontakt: Der Allgemeine Soziale Dienst und die Psychologische Beratungsstelle des Jugendamtes hat Anlaufstellen in Bühl, Gaggenau und Rastatt. Weitere Informationen