Maul- und Klauenseuche – eine längst vergessene Tierseuche ist in Europa zurück

Reiseverkehr und illegale Entsorgung von Lebensmitteln sind ein Risiko für die Tiergesundheit

Die Nachricht über den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in einer Wasserbüffelherde in einem Betrieb bei Berlin im Januar 2025 war nicht nur für die unmittelbar Betroffenen ein Schock. Der letzte Fall dieser Art wurde in Deutschland im Jahr 1988 registriert.

Wie das Amt für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung im Landratsamt Rastatt mitteilt, haben als Folge viele Drittstaaten den Import von Tieren und tierischen Erzeugnissen aus ganz Deutschland sofort verboten. Betroffen vom Importverbot war auch ein großer Lebensmittelbetrieb im Landkreis, der für den nordamerikanischen Markt produziert. Für die jeweiligen Betriebe sind die Restriktionen mit erheblichen wirtschaftlichen Einbußen verbunden. Nur durch schnelle und konsequente Bekämpfungsmaßnahmen konnte eine Ausbreitung innerhalb Deutschlands verhindert werden. Obwohl Deutschland seit April wieder als MKS-frei gilt, läuft der Export in einige Drittstaaten weiterhin nicht reibungslos.

Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochansteckende infektiöse Tierseuche. Es ist die erste Infektionskrankheit, bei der Viren als Krankheitserreger beschrieben wurden. Betroffen sind ausschließlich Paarhufer wie Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Kamele und Rehwild. Insbesondere die massiven Ausbrüche in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führten zu starken gesellschaftlichen Belastungen, da ganze Regionen durch die Bekämpfungsmaßnahmen abgeriegelt wurden und Produktionseinbrüche zu Nahrungsmittelknappheiten führten. Für den Menschen ist die Krankheit zwar ungefährlich, doch für die Tierhaltung und die damit zusammenhängenden Wirtschaftszweige stellt sie aufgrund handelspolitischer und veterinärrechtlicher Restriktionen eine wirtschaftliche Bedrohung dar. Neben weitreichenden Auswirkungen auf den freien Handel bedeutet ein Ausbruch für betroffene Betriebe auch, dass alle empfänglichen Tierarten aus seuchenrechtlichen Erwägungen getötet werden müssten.

Seit März breitet sich die Seuche in Ungarn und der Slowakei aus. Für die Regionen dort, aber auch für die gesamte EU, bedeuten diese Ausbrüche eine weitere Hiobsbotschaft. Das größte Risiko für die Einschleppung des Erregers ist die ausgeprägte Mobilität moderner Gesellschaften. Besonders in der Türkei, dem Nahen Osten, weiten Teilen Afrikas und Asiens ist die MKS weit verbreitet. Reisende aus diesen Regionen sollten deshalb keine tierischen Produkte mitbringen. Da das Virus äußerst widerstandsfähig ist und auch auf Oberflächen tagelang infektiös bleiben kann, ist eine Verschleppung durch Kleidung und Gegenstände ebenfalls möglich. Personen, die mit infizierten Tierarten Kontakt hatten, können den Erreger auch über die Kleidung in heimische Tierpopulationen eintragen. Deshalb sollten Schuhe und Kleidung gründlich gereinigt werden, bevor Tierställe betreten werden. Sorglosigkeit im Umgang mit empfänglichen Tieren oder eine Unbedachtheit bei der Einreise aus kritischen Ländern kann somit zu einem großen Problem führen. Die Maul- und Klauenseuche kennt keine Grenzen. Das Landratsamt Rastatt rät deshalb allen Reisenden, bei Unsicherheit über potenziell risikobehaftete Waren und Erzeugnisse sich bei der Einreise an den Zoll oder die Veterinärbehörden vor Ort zu wenden.