Landkreis Rastatt informiert ausführlich über das Umweltgift PFAS

Die Welt spricht vom „Rastatt-Case“. Die Kontamination von inzwischen 1.100 Hektar auf dem Gebiet des Landkreises Rastatt mit dem Umweltgift PFAS hat einen Namen bekommen. „Der Begriff ist auch in wissenschaftlichen Beiträgen auf der Ebene der EU zu finden“, berichtet Reiner Söhlmann von der PFAS-Geschäftsstelle im Rastatter Landratsamt. Der Stoff, der bisher unter der Abkürzung „PFC“ bekannt war und die Abkürzung für „Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen“ ist, wurde erstmals im Trinkwasser in Mittelbaden im Jahr 2013 entdeckt. Zehn Jahre später ist vieles erforscht, manches noch ungeklärt. Zum aktuellen Stand hat der Landkreis Rastatt eine Online-Informationsbroschüre in Auftrag gegeben, die inzwischen veröffentlicht ist.

Das Foto zeigt die mit Millionenaufwand gebaute Aktivkohle-Filteranlage im Wasserwerk Rauental der Stadtwerke Rastatt. Zu sehen sind große Kessel und breite Rohre in einem Raum mit Plattenboden.
Die mit Millionenaufwand gebaute Aktivkohle-Filteranlage im Wasserwerk Rauental der Stadtwerke Rastatt. Damit werden auch die ab dem Jahr 2026 geltenden, strengen Grenzwerte für PFAS eingehalten. Foto: Oliver Hurst

Autorin ist die Diplom-Biologin und Wissenschaftsjournalistin Patricia Klatt, die sich von Beginn an mit dem Thema beschäftigt hat. Sie hat viele Aspekte rund um PFAS beleuchtet und verständlich dargestellt. „Wir möchten die Öffentlichkeit so transparent wie möglich informieren. Die Online-Broschüre, die stets aktualisiert werden kann, ist eine gute Möglichkeit dazu“, erklärt der zuständige Dezernent Sébastien Oser.

Das Informationsangebot hat mittlerweile sogar eine bundesweite Bedeutung: Die Grenzwerte für PFAS im Trinkwasser, die in der Europäischen Union ab dem Jahr 2026 gelten, wurden deutlich herabgesetzt. PFAS stehen im Verdacht, krebserregende Substanzen zu sein. Das hat unter anderem für die Wasserversorger gravierende Auswirkungen. „Viele Wasserversorger außerhalb Mittelbadens können die künftigen Werte derzeit nicht einhalten“, berichtet Reiner Söhlmann. Es müssen Filteranlagen geplant und gebaut werden, neue Brunnen sind zu bohren und mehr Vernetzungen könnten erforderlich werden – alles Projekte, mit denen man im Landkreis Rastatt bereits Erfahrung hat.

Rückblende

Es war im Jahr 2013, als die Stadtwerke Rastatt ihr Rohwasser auf Uran untersuchten. Die gemessenen Werte waren unbedenklich, aber es tauchte dabei eine völlig neue Chemikalie auf: PFAS. Der Stoff wird überall eingesetzt, wo wasserabweisende Schichten benötigt werden. In Regenjacken zum Beispiel oder bei undurchlässigen Verpackungen. Im Landkreis Rastatt verdichteten sich Hinweise, dass auf Ackerflächen ein mit Papierschlämmen durchmischter Kompost aufgebracht wurde. Riesige Flächen wurden untersucht, inzwischen sind diese Kontrollen weitgehend abgeschlossen mit dem Ergebnis, dass 1.100 Hektar belastet sind.

Von den belasteten Flächen sickert PFAS ins Grundwasser, von dort gelangt es zu den Wasserwerken. Diese wurden mit Millionenaufwand nachgerüstet und beispielsweise mit Aktivkohlefiltern ausgestattet. Belastet sind teilweise auch angebaute Lebensmittel oder Tiere. Dies alles ist grundlegend untersucht worden. Obst, Gemüse und Getreide werden vor der Ernte geprüft, auch Blutuntersuchungen bei der Bevölkerung wurden angesetzt. All dies wird in der Onlinebroschüre dargestellt, hinterfragt und analysiert. Neben der Broschüre gibt der Landkreis Rastatt einen Newsletter heraus, der weit über Mittelbaden hinaus abonniert wird. Dezernent Sébastien Oser ist sich sicher: „Wir sind ein Vorbild dafür, wie man gewisse Dinge angehen sollte.“

Neben der mittelbadischen Region gibt es etwa auch bei Mannheim und in Bayern ähnliche PFAS-Hotspots. Allerdings hat sich das Problem inzwischen globalisiert. Durch Verdunstung und Regen sind zwar geringere, aber immerhin messbare Konzentrationen im Grunde bundesweit nachweisbar. Angesichts der für das Jahr 2026 herabgesetzten Grenzwerte werden insbesondere bei den Wasserversorgern umfangreiche Planungen zur Reinigung bevorstehen. Und die Belastungen werden in den nächsten Jahren eher weiter steigen, denn nach wie vor sind in vielen Produkten PFAS enthalten.

Mit Spannung wird daher vor allem im Landkreis Rastatt die Debatte zur Beschränkung der PFAS auf EU-Ebene verfolgt. Dezernent Sébastien Oser: „Es ist viel Bewegung in der Sache, und ich bin gespannt, was in den nächsten Monaten auf EU-Ebene passieren wird.“

PFAS-Broschüre und Newsletter-Bestellung:
www.landkreis-rastatt.de unter der Rubrik „PFAS/PFC“