Wie viele Abendschulen in Baden-Württemberg, kämpfte auch das Abendgymnasium in der Trägerschaft des Landkreises Rastatt seit einigen Jahren mit sinkenden Schülerzahlen. Trotz verstärkter Werbemaßnahmen wurde nun im dritten Schuljahr in Folge die erforderliche Mindestschülerzahl von 15 nicht erreicht.

Für diesen Fall hatte der Kreistag in seiner Sitzung vom 20. Mai 2025 die Einstellung des Betriebs des Abendgymnasiums beschlossen. Grund hierfür war, dass die Umsetzung des Bildungsgangs mit weniger als 15 Schülerinnen und Schülern vollständig aus Mitteln des Landkreises hätte finanziert werden müssen. Der Landkreis ist jedoch auf die Bezuschussung durch das Land angewiesen, die gemäß Privatschulgesetz ab einer Mindestgröße von 15 Teilnehmenden gewährt wird. Die Mindestteilnehmendenzahl muss spätestens zum Stichtag der amtlichen Schulstatistik erreicht sein. In diesem Jahr war der Stichtag der 22. Oktober.

Um die Chance auf das Erreichen der Mindestteilnehmendenzahl auszuschöpfen, wurde in diesem Schuljahr die Entscheidung über die Realisierung erst anhand der Teilnehmendenzahl am Stichtag getroffen. Das Schuljahr 2025/2026 der Eingangsklasse des Abendgymnasiums begann am 15. September mit sechs Schülerinnen und Schülern. Bis zum 22. Oktober gingen jedoch keine weiteren Anmeldungen mehr ein.

Die Schülerinnen und Schüler waren bereits mit der Aufnahmebestätigung durch das Landratsamt auf die Möglichkeit einer vorzeitigen Beendigung des Schuljahres und Abbruch des Bildungsgangs hingewiesen, falls die Mindestteilnehmendenzahl nicht erreicht wird. Am 10. Oktober wurden die Schülerinnen und Schüler von der Landkreisverwaltung über den aktuellen Anmeldestand informiert und darauf hingewiesen, dass bei einem unveränderten Anmeldestand der Bildungsgang unmittelbar nach dem Stichtag abgebrochen werden müsse. Fünf der Schülerinnen und Schüler meldeten sich noch vor dem Stichtag der amtlichen Schulstatistik und damit auch vor dem Rücktritt vonseiten des Landratsamtes ab, um das Schuljahr am Abendgymnasium der vhs Karlsruhe fortzusetzen.

Die Schülerzahlen an der Abendrealschule bewegen sich seit einigen Jahren ebenfalls an der Grenze zur Mindestschülerzahl. Umso erfreulicher ist es, dass diese in der Eingangsklasse der Abendrealschule in diesem Schuljahr wieder erreicht wurde. 16 Schülerinnen und Schüler besuchen die Eingangsklasse der Abendrealschule, so Cornelia Ilic, Leiterin des Amts für Weiterbildung und Kultur.

Im Jahr 1986 waren die Abendschulen aus der Trägerschaft des Berufsbildungswerks des DGB in die Trägerschaft des Landkreises übergegangen und wurden der Volkshochschule angegliedert. Die Abendschulen erfreuten sich zunächst viele Jahre lang eines regen Zulaufs. Die erfolgreichen Absolventen qualifizierten sich auf der Grundlage des höheren Schulabschlusses weiter und erklommen die nächste Karrierestufe. Mit der Zunahme der Durchlässigkeit des Bildungssystems, in dem man heute unmittelbar nach einem Realschulabschluss ein Berufliches Gymnasium oder später ein Berufskolleg besuchen kann, ging das Interesse am Besuch eines Abendgymnasiums jedoch deutlich zurück. Hinzu kamen zahlreiche kommerzielle Anbieter von Online-Kursen und Fernlehrgängen, mit Hilfe derer man sich auf eine externe Abiturprüfung vorbereiten kann. Abhängig vom Studiengang und von der Hochschule ist das Abitur inzwischen auch nicht mehr die einzige Hochschulzugangsberechtigung. In einigen Fällen genügt eine abgeschlossene Berufsausbildung und einige Jahre Berufserfahrung.