Kreisarchiv schließt Überlieferungslücken
Johannes Werner übergibt historische Bände des Rastatter Wochenblatts
Der Publizist Johannes Werner aus Elchesheim-Illingen hat dem Archiv des Landkreises Rastatt fünf gewichtige Zeitungsbände aus dem 19. Jahrhundert vermacht.
Seit vielen Jahren verwahrt das Kreisarchiv das historische Zeitungsarchiv des Badischen Tagblatts. Der Bestand wird seitdem sehr intensiv genutzt. Laut Kreisarchivar Martin Walter recherchieren fast täglich Archivmitarbeiter oder an der Lokalgeschichte interessierte Archivbenutzer in diesem Zeitungsarchiv. „Zeitungsarchive sind wahre Fundgruben und bieten einen Blick in die Vergangenheit wie kaum ein anderes Medium!“, betont er.
Allerdings hatten bereits bei der Übergabe der Zeitungsausgaben im Jahr 2011 an das Kreisarchiv einige Jahresbände gefehlt. Umso erfreuter zeigt sich der Kreisarchivar, dass mit den Bänden von Johannes Werner nun einige Lücken geschlossen werden konnten.
So fehlten die Jahrgänge 1839 und 1840, die nun wieder vorhanden sind. 1840 beispielsweise erschien das Rastatter Wochenblatt einmal in der Woche an einem Samstag. „Und wenn man es genau nimmt, dann war das Blatt für die gesamte Region rund um Rastatt gedacht und hieß ,Wochenblatt für die Aemter Rastatt, Ettlingen und Gernsbach‘, erklärt Walter.
Zu dieser Zeit war die Zeitung zu einem großen Teil auch ein amtliches Verkündungsblatt der Kreisverwaltungen von Rastatt, Ettlingen und Gernsbach. Diese „amtlichen Verkündigungen“ lasen sich nicht nur spannend, sondern sie nahmen auch rund die Hälfte des Zeitungsumfangs von acht Seiten in Beschlag.
Der daraus resultierende Informationsgehalt ist laut Walter für die Geschichte des Landkreises ein echter Glücksfall: „Der Vorgänger des heutigen Landrats, Oberamtmann Friedrich Theodor Schaaf, hatte eine Menge zu tun.“ Das zeige etwa die Mitteilung „amtlicher Entmündigungen“, eine öffentliche „Erinnerung an die Bürgermeister“ zur Unterhaltung der Landstraßen sowie ein „Gant-Edikt“ (= Konkursverfahren, Zwangsversteigerung) gegen Joseph Heid aus Ötigheim.
Aber auch andere Ämter und öffentliche Einrichtungen nutzten das Wochenblatt intensiv. So informierte das Großherzogliche Postamt in Rastatt darüber, dass einige Postsendungen nicht zugestellt werden konnten. Der Direktor des Großherzoglichen Lyceums in Rastatt (heute LWG) teilte mit, dass vom 11. bis zum 15. September 1840 im „Lyceumssaale“ die Prüfungen stattfanden. Und das Großherzogliche Forstamt in Gernsbach gab bekannt, dass die Sägemühle in Herrenwies „auf Eigenthum“ versteigert wurde.
Nicht nur Behörden, sondern viele Privatpersonen nutzten das Wochenblatt als Plattform des Informationsaustauschs. Handelsmann Konrad Rall aus Kuppenheim machte auf den Verkauf seiner an der Landstraße von Rastatt nach Gernsbach befindlichen Immobilie aufmerksam. Der Rastatter Sternenwirt Hemmerle ließ die Leser und Leserinnen wissen, dass er Pferde versteigert und die Kutscher-Gesellschaft aus Karlsruhe teilte mit, dass täglich zweimal „zwei bequeme und elegante Gesellschaftswagen“ von Karlsruhe über Rastatt nach Baden-Baden verkehrten. Und für manche war es wichtig zu wissen, dass im Gasthaus zum grünen Berg „gutes Augsburger Lagerbier“ ausgeschenkt wurde.
