Forstliche Betriebsinventuren im Landkreis Rastatt

Wie schnell wachsen unsere Bäume? Welche Baumartenzusammensetzung gibt es in unseren Wäldern? Wie ist es um den Holzvorrat bestellt? Wie sieht es mit der Bodenvegetation oder dem Totholz aus? Antworten auf diese Fragen gibt es durch die aktuell in den Wäldern des Landkreises Rastatt stattfindende forstliche Betriebsinventur.

Auf dem Foto ist ein Baumstamm zu sehen. Ein Forstarbeiter hält mit seinem Arm ein Messgerät an den Baumstamm.
In neun Gemeindewäldern des Landkreises Rastatt stehen in diesem Jahr forstliche Betriebsinventuren an. Foto: Helena Bauer

Um einen Wald nachhaltig zu pflegen und weiterzuentwickeln, braucht es eine verlässliche Planung. Die sogenannte Forsteinrichtung bildet die Basis für eine sachkundige Bewirtschaftung. Sie wird nach den Vorgaben des Landeswaldgesetzes alle zehn Jahre durchgeführt. Im Jahr 2024 stehen im Landkreis Rastatt im Bereich der Forstbezirksleitungen Bühl und Gaggenau für insgesamt 19 waldbesitzende Städte und Gemeinden neue Planungen an. Bis zum Frühjahr 2025 wird dann vom Kreisforstamt in enger Zusammenarbeit mit der Forstdirektion beim Regierungspräsidium Freiburg die neue Forsteinrichtung der jeweiligen Gemeinde zur Abstimmung vorgelegt.

In Gemeinden mit einer Mindestwaldfläche von 500 Hektar wird im laufenden Jahr eine messende Inventur durchgeführt. Diese Betriebsinventur liefert die Datengrundlage für die neue Forstplanung im kommenden Jahr. In insgesamt neun Gemeindewäldern finden Betriebsinventuren nach zwei unterschiedlichen Verfahren statt. Die Datenerhebung durch entsprechend qualifizierte Forstunternehmen erfolgt auf systematischer Stichprobenbasis entweder als sogenannte „temporäre Inventur“ oder als „permanente Inventur“. Im Landkreis Rastatt erhalten sieben Körperschaftswälder eine temporäre Inventur und zwei eine permanente Erstinventur.

Die Ausschreibung der Aufträge erfolgte europaweit. Die Kosten der Inventur werden zu zwei Dritteln von der Landesforstverwaltung und zu einem Drittel von den Waldbesitzern getragen. Die Inventuren erfolgen auf insgesamt 13.200 Hektar Waldfläche mit rund 7.000 Stichprobenpunkten in individuell festgelegten Aufnahmerastern zwischen 100x100 und 150x200 Metern. Pro Stichprobenpunkt werden etwa elf Baumdurchmesser und drei Baumhöhen gemessen. Somit werden insgesamt rund 77.000 Durchmesser- und ca. 21.000 Baumhöhen-Messungen durchgeführt. Zusätzlich wird eine Vielzahl baumbezogener Merkmale erfasst: Baumart, Stammdurchmesser in 1,30 Meter Höhe, Höhe, Alter sowie Schäden wie etwa Kronenbruch, Wildverbiss oder Schäden durch Holzerntemaßnahmen.

Besonders wichtig ist dem Kreisforstamt, dass an jedem Stichprobenpunkt die Situation der nächsten Waldgeneration erfasst wird, also die jungen, kleinen gepflanzten Bäume oder der entsprechend aus Naturverjüngung entstandene Baumnachwuchs sowie zahlreiche ökologische Parameter wie Bodenvegetation, Habitatbäume und stehendes oder liegendes Totholz. Thomas Nissen, Leiter des Forstamtes im Landratsamt Rastatt: „Gerade in Zeiten weitreichender Herausforderungen für unsere Wälder durch den Klimawandel ist es von herausragender Bedeutung, objektiv gemessene Daten zum aktuellen Zustand des Ökosystems Wald zu erhalten.“

Die unverzichtbare Planungsgrundlage hilft, so auch zukünftig gesunde und naturnahe Waldbestände zu erhalten, mit denen nachhaltig alle Waldfunktionen erfüllt werden können. Die forstliche Betriebsinventur ist nicht zu verwechseln mit der Bundeswaldinventur, die zuletzt in den Jahren 2021 und 2022 im gesamten Bundesgebiet durchgeführt wurde.

Information:
c.erbacher@landkreis-rastatt.de und
m.krebs@landkreis-rastatt.de