Ehrenamtliche Helfer dringend gesucht

Im Gespräch mit Bernhard Unser und Harry Braunwart, Hornissenbeauftragte des Landkreises Rastatt

Die kalten Wintertage sind für Bernhard Unser und Harry Braunwart die beste Zeit, um kurz durchzuatmen und wieder Kraft für den kommenden Sommer zu tanken. Denn sobald die Tage wieder wärmer werden und es draußen summt und brummt, herrscht für die beiden Männer Hochsaison. Sie sind zwei von insgesamt neun Hornissenbeauftragten des Landkreises Rastatt. Im Auftrag der unteren Naturschutzbehörde setzen sie sich für den besonderen Schutz der Europäischen Hornisse ein. Im Interview erklären sie, warum sie dringend Unterstützung brauchen und welche spannenden Aufgaben ihr Ehrenamt mit sich bringt.

Die Hornissenbeauftragten Bernhard Unser und Harry Braunwart halten gemeinsam ein Informationsplakat zur Hornisse in die Kamera. Auf dem Plakat sind Hornissen in verschiedenen Größen, deren Nester und andere Informationen rund um das Insekt abgebildet.
Die Hornissenbeauftragten Bernhard Unser (links) und Harry Braunwart setzen sich für den Schutz der Europäischen Hornisse ein. Foto: Janina Fortenbacher / LRA

Herr Unser, Sie sind schon seit mehr als zehn Jahren als ehrenamtlicher Hornissenbeauftragter für den Landkreis Rastatt im Einsatz. Wie kommt man zu solch einem außergewöhnlichen Ehrenamt?

Bernhard Unser: Ich mache generell sehr viel ehrenamtlich und bin zudem schon länger leidenschaftlicher Imker. Irgendwann ist die Idee des urbanen Imkerns auf dem Dach des Landratsamts geboren worden. Das läuft nach wie vor gut, unsere Landratsamtbienen produzieren fleißig Lindenblütenhonig. Wenn du als Imker viel mit Bienen zu tun hast, dann hast du automatisch auch mal die Hornisse vor deinem Stock rumfliegen und beschäftigst dich dann natürlich auch mit dem Thema Hornisse. Und so kam es irgendwann, dass ich mich als Hornissenbeauftragter beworben habe.

Aber man muss nicht zwingend Imker sein, um sich für das Ehrenamt des Hornissenbeauftragten zu bewerben?

Harry Braunwart: Nein, das muss man nicht. Ich bin zwar auch Imker und die Themenfelder Imkerei, Bienen und Hornissen passen einfach gut zusammen, aber eine zwingende Voraussetzung ist das nicht. Wichtig ist, dass man Lust und vor allem Zeit für eine ehrenamtliche Tätigkeit mit sich bringt. Außerdem sollte eine gewisse Naturverbundenheit und auch Freude im Umgang mit Menschen vorhanden sein, da man während seines Ehrenamts mit vielen unterschiedlichen Menschen zu tun hat. Und gerade für eine Umsiedlung ist oftmals auch ein wenig handwerkliches Geschick gefragt. Alles Weitere lernt man in einem zweitägigen Qualifikationsseminar. Und natürlich arbeiten wir unsere neuen Kollegen auch ein. Die ersten Einsätze führen wir immer zu zweit durch.

Wie sehen solche Einsätze denn aus?

Unser: Die Umsiedlung von Hornissennestern macht einen großen Teil unserer Arbeit aus. Gerade in den Monaten Juni bis August kontaktieren uns ständig Menschen, bei denen sich Hornissen an den unterschiedlichsten Stellen angesiedelt haben. Da ist vom Kamin bis zum Vogelkäfig alles dabei. Besonders beliebt ist der Rolladenkasten. Wenn sich dieser dann beispielsweise am Schlafzimmerfenster befindet, ist es verständlich, dass die Betroffenen das als störend empfinden.

An einem Baumstamm hängt ein Holzkasten, der ein bisschen wie ein Vogelhäuschen aussieht. Er dient den umgesiedelten Hornissen als neue Heimat.
Umsiedlungskästen aus Holz, die in einem entfernten Waldstück aufgehängt werden, dienen den Hornissen als neue Heimat. Foto: Günther Gruber

Braunwart: In einem solchen Fall machen wir uns dann vor Ort ein Bild von der Lage. Wenn wir uns dafür entscheiden, das Nest fachgerecht zu entfernen, schlüpfen wir in unseren Schutzanzug und holen unser Equipment aus dem Wagen. Die Hornissen werden dann mithilfe eines Saugers eingesaugt. Die Waben kommen in einen Holzkasten, der anschließend mitsamt der eingesaugten Hornissen in einem entfernten Waldstück aufgehängt wird und den Hornissen als neue Heimat dient. Wichtig ist immer, dass man die Königin dabei hat.

Wieso können Betroffene die Nester nicht einfach selbst beseitigen?

Unser: Weil das illegal ist. Die Europäische Hornisse gehört nach der Bundesartenschutzverordnung seit 1987 zu den besonders geschützten Tierarten. Wer bei einem Hornissennest selbst Hand anlegt, kann mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro bestraft werden. Und das ist auch richtig, denn unsere heimischen Hornissen nehmen in ihrem Lebensraum eine wichtige Funktion ein. Sie sind sozusagen natürliche Schädlingsbekämpfer.

Zu Ihrer Aufgabe als Hornissenbeauftragter gehört auch, überzeugend für den Schutz der Tiere zu werben und darüber aufzuklären, dass Hornissen eigentlich sehr nützlich sind.

Unser: Richtig. Die Beratung ist sogar ein sehr wichtiger Teil unserer Arbeit. Ein gutes Hornissenvolk kann pro Tag bis zu 500 Gramm Insekten erbeuten. Dazu gehören auch lästige Stechmücken. Hornissen sind als Insektenjäger äußerst nützlich, meist harmlos und haben ihren festen Platz im Naturgefüge.

Und dennoch haben so viele Menschen Angst vor den großen Brummern. Einige reagieren beim Anflug einer Hornisse nahezu hysterisch.

Braunwart: Das liegt leider auch daran, dass sich nach wie vor viele hartnäckige Vorurteile über die Gefährlichkeit dieser auffälligen Insekten halten. In Wahrheit ist ein Hornissenstich zwar schmerzhafter als ein Bienen- oder Wespenstich, in der Regel aber nicht gefährlicher. Vorausgesetzt natürlich, man reagiert nicht allergisch. Für einen Allergiker ist allerdings jeder Stich kritisch. Im Gegensatz zur Gemeinen Wespe und zur Deutschen Wespe, die von unserem Essen angelockt werden und einem im Sommer so manchen Grillabend im Freien verderben können, sind Hornissen sehr friedlich und scheu – zumindest solange sie sich nicht bedroht fühlen.

Unser: Wenn man einige Verhaltensregeln beachtet, geht von Hornissen also keine Gefahr aus. Dazu gehört beispielsweise, innerhalb des Nestbereichs größere Erschütterungen und hektische Bewegungen zu vermeiden, um keine Verteidigugsreaktion auszulösen. Manchmal schaffen wir es mit genügend Aufklärung sogar, Menschen davon zu überzeugen, ein Hornissennest nicht zu entfernen – etwa wenn es in einem abgelegenen Schuppen ist, wo es im Alltag eigentlich niemanden stört.

Auf dem Foto ist ein Hornissennest an einem Rolladenkasten zu sehen. Auf dem Nest sitzen mehrere Hornissen.
Hornissen siedeln sich gerne im Rolladenkasten an. Foto: Günther Gruber

Neben unserer Europäischen Hornisse hört man seit einigen Jahren auch immer wieder von der Asiatischen Hornisse. Wieso bereitet diese invasive Art insbesondere Imkern große Bauchschmerzen?

Braunwart: Während es unsere heimische Hornisse eher auf kleinere Mücken oder Schnaken abgesehen hat, räubert die Asiatische Hornisse zu 80 Prozent an Bienenständen. Dadurch können schnell mal ganze Bienenvölker ausgelöscht werden. Deshalb ist es wichtig, diese invasive Art zu vernichten.

Unser: Das Problem ist jedoch, dass Nester oftmals unentdeckt bleiben. Man rechnet damit, dass sich aus einem unentdeckten Nest im kommenden Jahr fünf neue Nester entwickeln. Das ist ein großes Problem. Normalerweise sind wir ja ehrenamtlich für die geschützte Art zuständig. Es zählt also nicht zu unserer ursprünglichen Aufgabe, als Schädlingsbekämpfer zu agieren. In diesem Fall handelt es sich aber um eine invasive Art, die vernichtet werden muss. Das Regierungspräsidium sucht gemeinsam mit dem Umweltministerium nach Lösungsansätzen, um die Asiatische Hornisse zu bekämpfen. Natürlich sind auch wir stets bemüht, die weitere Ausbreitung dieser invasiven Art zu stoppen.

Braunwart: Dafür benötigen wir aber umso dringender zusätzliche Helfer – insbesondere dann, wenn sich die Asiatische Hornisse weiterhin so rasant ausbreitet. Deshalb hoffen wir wirklich sehr, dass wir Interessenten für das spannende Ehrenamt des Hornissenbeauftragten finden können.

Aufruf zur Bewerbung

Der Landkreis Rastatt ist aktuell noch auf der Suche nach weiteren ehrenamtlichen Hornissenbeauftragten für die Bereiche Au am Rhein, Bietigheim, Durmersheim, Elchenheim-Illingen, Ötigheim, Steinmauern, Rastatt, Hügelsheim und Iffezheim.

Voraussetzung für die Ausübung des Ehrenamts ist der Besuch eines zweitätigen kostenfreien Qualifikationsseminars. Das Landratsamt übernimmt dafür Reise- und Übernachtungskosten. Auch während der Ausübung des Ehrenamts werden Fahrtkosten übernommen. Zudem wird eine Ehrenamtspauschale gezahlt und die Anschaffung von Ausstattung unterstützt.

Interessierte richten ihre Bewerbung unter dem Betreff „Bewerbung als Hornissenbeauftragter“ schriftlich an naturschutz@landkreis-rastatt.de.