Starkes Bündnis gegen sexualisierte Gewalt im Landkreis Rastatt
Gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt: im Schulterschluss nehmen die Landkreisverwaltung mit der Fachberatungsstelle Feuervogel Rastatt e.V. am Förderprojekt “Starke Bündnisse gegen sexualisierte Gewalt” in Baden-Württemberg teil. Ziel ist es, im Landkreis Rastatt ein Bündnis zu etablieren, um die vorhandenen Angebote, Akteure, Strukturen und Netzwerke, die im Themenfeld “Schutz vor sexualisierter Gewalt” bestehen und arbeiten, zusammenzuführen.
Ein besserer Schutz vor sexualisierter Gewalt für Kinder und Jugendliche ist notwendig: Fachleute schätzen, dass auch in Baden-Württemberg in jeder Schulklasse ein bis zwei Kinder sitzen, die Opfer von sexualisierter Gewalt sind. Die interministerielle „Kommission Kinderschutz zur Aufarbeitung des Missbrauchsfalls in Staufen und zur Weiterentwicklung des Kinderschutzes“ forderte übergreifende Ansatzpunkte zur Strukturverbesserung im Kinderschutz. Nachhaltiger Kinderschutz steht auf breiten Füßen und erfordert Schulterschluss von Akteur:innen auf unterschiedlichsten Ebenen.
Das Projekt “Starke Bündnisse gegen sexualisierte Gewalt” der LKSF Baden-Württemberg e. V. verankert eine strukturbildende Maßnahme im Landkreis. Angepasst an die örtlichen Gegebenheiten und Bedarfe werden in Verantwortung der Landkreisverwaltung und Fachberatungsstelle Feuervogel Rastatt e.V. interprofessionelle Netzwerkstrukturen initiiert, die dem komplexen Thema “Schutz vor sexualisierter Gewalt” gerecht werden und sexualisierter Gewalt etwas entgegensetzen können.
Landkreisverwaltung und Fachberatungsstelle Feuervogel Rastatt e.V. bringen die verschiedenen Akteure aus Gesundheitswesen, Jugendhilfe, Justiz und Bildung zusammen. Gemeinsam sollen die Herausforderungen an den Systemgrenzen in Angriff genommen werden. Die Förderung von März 2024 bis Ende Oktober 2025 dient dem Bündnisaufbau. Ziel ist es, das Bündnis auch nach Ende der Förderperiode weiterzuführen.
Konkrete Umsetzung im Landkreis Rastatt
Am 8. Juli 2024 hat die Auftaktveranstaltung für das Starke Bündnis gegen sexualisierte Gewalt im Landkreis Rastatt, in Rastatt stattgefunden. Über 80 Teilnehmende aus Politik, Verwaltung, Institutionen der Jugendhilfe, Medizin, Schulverwaltung und Polizei, sowie viele Fachkräfte waren anwesend.
Als einer von 4 Modellstandorten in Baden-Württemberg stellen wir im Landkreis Rastatt den Schutz vor sexualisierter Gewalt auf breite Füße. Akteure und Akteurinnen schließen sich zusammen, um in den Gemeinden sichere Orte für Kinder und Jugendliche zu schaffen und den Schutz vor sexualisierter Gewalt zu verbessern. Dies kann gelingen, durch Öffentlichkeitsarbeit, mit konzeptionell verankerten Präventionskonzepten, mit Schutzkonzepten überall dort wo sich Kinder aufhalten, mit einem gut ausgewählten und ausgebildeten Personal sowie einem funktionierenden Hilfenetzwerk.
Für die Umsetzung in der Gemeinden sind alle Akteure in den Gemeinden eingeladen, ob aus der Verwaltung, der Kommunalpolitik, den Vereinen, Institutionen oder Schulen. Die Akteure vor Ort entwickeln ein Konzept zur strukturellen Verankerung eines Schutz- und Präventionskonzeptes für ihre Gemeinde. In der Bestandsaufnahme, der Analyse , der Entwicklung und Anwendung eines Konzeptes werden sie durch die Steuerungsgruppe im Bündnis unterstützt. Im Netzwerk Prävention im Bündnis gegen sexualisierte Gewalt im Landkreis Rastatt, treffen sich die Akteure aus den Gemeinden und gemeinsam werden Ideen entwickelt. Das Steuerungsteam bietet die Struktur und Organisation, unterstützt mit fachlichen Impulsen, Beratung vor Ort und Fortbildung.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein im Rahmen des Bündnisses ist die Ausarbeitung eines Handlungsleitfadens für Fachkräfte, wie in Verdachtsfällen bei sexualisierter Gewalt vorgegangen werden kann. Dieser Leitfaden wird gemeinsam mit Experten und Expertinnen aus dem Bereich der Beratung, Therapie und Intervention für den Landkreis entwickelt.
Haben Sie Lust und Interesse, sich im Bündnis zu engagieren? Dann wenden Sie sich an eine der beiden Ansprechpersonen. Wir freuen uns über Ihr Interesse.
Weitere Informationen
Alles rund um den Rastatter Fachtag 2025

Rund 120 Fachkräfte aus der sozialen Arbeit, der Jugendhilfe und dem Gesundheitswesen im Landkreis Rastatt, haben sich am 14. Oktober 2025 in der Reithalle in Rastatt versammelt, um sich mit der Sicht der Betroffenen bei Intervention und Schutz vor sexualisierter Gewalt zu beschäftigen. Mit zwei sehr kompetenten Referentinnen wurde die Sichtweise von Betroffenen, die notwendige Achtsamkeit in der Zusammenarbeit sowie die wichtigen Qualitätsstandards in der Intervention bei einem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung im Kontext sexualisierter Gewalt thematisiert.
Frau MariaAndrea Winter, pädagogische Fachkraft Arbeitserziehung/Arbeitstherapie, Hilfefondberaterin und Betroffenenbeirätin im Verein Feuervogel und in der Selbsthilfe seit Jahren auch bundesweit aktiv, stellte in ihren Vortrag zwei Fallbeispiele in den Mittelpunkt. Sie ließ die Betroffene selbst zur Wort kommen. In diesem eindrucksvollen Beitrag war die gespannte Aufmerksamkeit der Teilnehmenden im Raum greifbar: es war mucksmäuschenstill. Sie gab den Betroffenen eine Stimme, da „erlebte sexualisierte Gewalt häufig unaussprechlich bleibt,“ so Winter.
Frau Prof. Dr. Julia Gebrande von der Hochschule in Esslingen sowie Vorsitzende der Aufarbeitungskommission bei der Beauftragten des Bundes gegen sexuellen Missbrauch, machte den Teilnehmenden in ihrem Vortrag Mut, sich auf die Betroffenen einzulassen. Es ist wichtig, dass Fachkräfte gut zuhören, achtsam sind, Signale wahrnehmen und auffälliges Verhalten nicht gleich in Diagnosen einordnen. Sie betonte, wie wichtig es ist, unaufgeregt zu bleiben, wenn sich ein Kind oder Jugendlicher öffnet, ihm Glauben schenken und die Betroffenen in die weiteren Schritte einzubeziehen.
In sogenannten Themeninsel konnten die Teilnehmenden das Thema des Fachtages unter verschiedenen Blickwinkel diskutieren und vertiefen. So ergaben sich viele wichtige Bausteine für den Handlungsleitfaden, der Fachkräften wichtige Impulse und Hilfen bieten wird. Mit der Fertigstellung des Handlungsleitfadens ist im Frühjahr 2026 zu rechnen. Das Steuerungsteam des Starken Bündnis, Frau Fritsch und Herr Bayer, zeigten sich nach der Veranstaltung zufrieden mit dem Fachtag und dem großen Interesse der Teilnehmenden. Die Veranstaltung gab dem Starken Bündnis gegen sexualisierte Gewalt im Landkreis Rastatt wertvolle Impulse.





